Comprehensive Cytopathology
- Auflage, 2008, ISBN 978-1-4160-4208-2
1376 Seiten mit 1800 Abbildungen
Preis: ca. 237,00 EUR
Gut zehn Jahre nach der zweiten ist jetzt die dritte überarbeitete Auflage dieses Klassikers der zytologischen Diagnostik in englischer Sprache erschienen. Der systematische Ansatz sowohl in der Beschreibung der Exfoliativzytologie als auch der Punktionszytologie ist in den organbezogenen Kapiteln beibehalten worden. Normale und pathologische Befunde und deren histomorphologisches Korrelat werden jeweils unter Einbezug der Differentialdiagnosen beschrieben, die zytologischen Hauptkriterien tabellarisch aufgeführt und mit nunmehr ausschließlich farbigen Abbildungen illustriert. Die zytologischen Aufnahmen wurden überwiegend von Präparaten mit der Diff-Quick- und Papanicolaou-Färbung erstellt.
Kernthemen, wie die Höhlenerguss-, Bronchialzytologie und gynäkologische Abstrichbefundung, auf dem Gebiet der Feinnadel-Aspirationszytologie die Kopf-Hals-Läsionen und Pankreasneoplasien, sind umfänglich und einem Standardwerk der Zytologie angemessen dargestellt. Ausführlich wird in den von reichlichen Literaturzitaten gestützten Tabellen auf die Leistungsfähigkeit der minimalinvasiven zytologischen Diagnostik eingegangen. Besondere Vorzüge der neuen Auflage sind Kapitel, die genetische Grundlagen der Tumorentstehung unter Berücksichtigung molekularer und zytogenetischer Aspekte erläutern. Im dritten Abschnitt des Werks ist ein ausführliches und hervorragend illustriertes Kapitel zur immunchemischen Diagnostik enthalten. Besonders gelungen, und in dieser Weise in anderen Standardwerken nicht immer so gut beschrieben, sind die Ausführungen zur diagnostischen Zytologie von Auge, Mediastinum, Niere und Nebenniere sowie zu den zytologischen Veränderungen als Therapiefolge.
Es gibt auch Schwachpunkte. Abschnitte zur Zytologie der Prostata und Mundhöhle fehlen völlig. Im Lymphknotenkapitel ist die Zytomorphologie der Lymphome dürftig abgehandelt; die Auflistung der differentialdiagnostischen Schlüsselmerkmale enthält stattdessen schwerpunktartig immunchemische Kriterien. Die Beschreibung der zytologischen Befunde von Vulva und Liquor ist gemessen an den Ansprüchen einer Routinediagnostik zu kurz geraten. Die DNA-Zytophotometrie wird nur beiläufig erwähnt. Dafür wurde ein Kapitel zur virtuellen Mikroskopie integriert, dessen Sinnhaftigkeit dem in der Zytodiagnostik Engagierten unklar bleibt. Enttäuschend ist die Qualität vieler Farbaufnahmen: Zellüberlagerungen imponieren drucktechnisch bedingt häufig nur als verschwimmende dunkelblaue Kleckse.
Aus dem letztgenannten Dilemma hilft ein großer Vorzug der neuen Auflage, der Online-Zugang zum Text und den Bildern des Buches: drucktechnisch schlechte Bilder sehen auf dem Computerbildschirm großenteils wieder akzeptabel aus. Es ist außerdem nicht mehr notwendig, unterwegs das schwere Buch mitzuschleppen. Zusammenfassend ist der von Marluce Bibbo und David Wilbur in der dritten Ausgabe herausgebrachte Band ein modernes Lehr- und Nachschlagewerk der Zytomorphologie, das auch Verständnis der zugrunde liegenden molekularen Mechanismen entzündlicher und gut- sowie bösartiger neoplastischer Strukturveränderungen vermittelt. Damit kann auch die dritte Auflage ihren Platz in der Reihe großer Standardwerke der Zytologie behaupten - zu einem stolzen, aber vergleichsweise fairen Preis. Für den anspruchsvollen diagnostischen Alltag ist dieses Buch allein nicht genug, ermöglicht aber einen guten Blick über nahezu das gesamte Fachgebiet der Zytologie. Es ist kein „must have“, aber sicher mehr als nur ein „nice to have“.