Verband Deutscher Zytologisch Tätiger Assistenten e.V.

Zytoforum

Das Zytoforum basiert hauptsächlich auf in Basel und Hamburg beobachteten Fällen, aber auch von Fällen, deren zytologische Bilder über das in Basel entwickelte iPath-Network aus anderen Teilen der Welt, insbesondere aus Mazzar-i-Scharif/ Afghanistan übermittelt wurden.

Die Erfahrung mit letzteren Bildern zeigt zweierlei:
Zum einen führt die kontinuierliche telemedizinische Beratung mittels iPath von engagierten Kollegen in einem unterversorgten Land zur Verbesserung der diagnostischen Möglichkeiten.

Zum andern ist die Zytologie nicht nur eine patientenfreundliche Methode, sondern ermöglicht in diesen Ländern, mit geringem Aufwand und geringen Kosten rasch zu einer klinisch relevanten Diagnose zu kommen, auch wenn manche diagnostische Zusatzmethoden, die heute in entwickelteren Ländern zum Standard gehören, noch nicht zur Verfügung stehen.

Das Zytoforum soll Sie anregen, eigene diagnostische Überlegungen anzustellen, bevor Sie diese im nächsten Schritt abgleichen können.


Falldarstellungen

3/2024 > Mazzar-i-Scharif / Afghanistan

Klinische Angaben

M, 8 Jahre alt, beidseitige Schwellung der Halslymphknoten, weiße Blutzellen 110’000, Lym 43.8%, Gran 23.5%, RBC 2.46, HB 8g/dl, PLT 30 000, CRP 96.


FNA Lymphknoten, Pap, 400x
FNA Lymphknoten, Pap, 1.000x
Blutausstrich, Giemsa, 1.000x
Blutausstrich, Giemsa, 1.000x

Diagnose

Akute lymphatische Leukämie (ALL)

Beschreibung

Die Bilder der Lymphknoten-FNA zeigen außer Blut nur kleine lymphozytäre, keine größeren follikuläre Zellen, wie bei einem Patienten in so jungem Alter zu erwarten. Die kleinen Zellen variieren erheblich in der Form und wenig in der Größe; einzelne von ihnen sind hantelförmig. Vereinzelt geschrumpfte strukturlose pyknotische Kerne (Abb. a li. oben). Die vitalen Zellen zeigen jedoch eine mehr oder weniger normale klumpige Chromatinstruktur (Abb. a, b). Infolge der Trocknung vor der Fixierung erscheinen die Giemsa-gefärbten Zellen im Blutausstrich viel größer, aber auch deutlicher polymorph (Abb. c, d).

Kommentar

Bis vor einigen Jahren wurde die FNA ausschließlich bei erwachsenen Patienten und nur selten bei Kindern angewendet {1}. Im vorliegenden Fall zeigen die ausgezeichneten Bilder, dass das Ergebnis von der Erfahrung des Arztes abhängt, der sie anwendet. Die durch die Pap-Färbung gut sichtbare Chromatinstruktur macht zusätzliche Tests zur Abgrenzung von anderen kleinzelligen Tumoren wie Ewing-Sarkom, Neuroblastom und Wilms-Tumor überflüssig. Die zytologische Diagnose wird durch die klinischen Daten gestützt. Die für die ALL typische Knochenmarksbeteiligung lässt sich an den klinischen Daten ablesen, d.h. an der niedrigen Zahl der roten Blutkörperchen (RBC) und der Blutplättchen sowie dem niedrigen Hämoglobinspiegel (HB). Etwa 80 % der ALL sind vom B-Zell-Typ. Ihre Entwicklung scheint von angeborenen DNA-Veränderungen abzuhängen. Wie in einer neueren Arbeit gezeigt wurde, sind Kinder mit Trisomie 21, der genetischen Ursache des Down-Syndroms, mit einem 20-fach erhöhten Risiko für ALL assoziiert {2}. Im Gegensatz zur ALL tritt die akute myeloische Leukämie (AML) nicht vor der Adoleszenz auf.

2/2024 > Mazzar-i-Scharif / Afghanistan

Klinische Angaben

M, 80 Jahre alt
Ulzerierte nasale Hautveränderung seit 8 Monaten, 3 x 2 cm im Durchmesser, mit Hautödemen, Schmerzhaftigkeit.

Aus dem Krankenhaus Mazar-i-Scharif via iPath-Network übermittelte Bilder:


Makrophoto
Abstrich von frischem Gewebe, Pap, orig. 400x
Abstrich von frischem Gewebe, Pap, orig. 400x
Abstrich von frischem Gewebe, Pap, orig. 400x

Diagnose

Plattenepithelkarzinom der Haut

Beschreibung

Einige lose Ansammlungen großer atypischer Zellen. Die Zellkerne variieren in der Größe, sind deutlich grob strukturiert und enthalten gelegentlich einen Nukleolus. Das Zytoplasma variiert in der Breite und ist manchmal geschwänzt. Der Hintergrund besteht aus Blut, einigen Entzündungszellen und Zelltrümmern.

Differenzialdiagnose

In der zytologischen Literatur gibt es zahlreiche Abhandlungen über die zytologische Diagnose von Hautläsionen. Die Informationen zur Materialentnahme reichen von Quetschungen, Abdrucken, Bürstenabstrichen bis hin zur FNA. Das Spektrum der Hautläsionen ist breit gefächert. Es reicht von Basalzellkarzinomen (BCC), Plattenepithelkarzinomen (SqCC), verschiedenen Haarfollikeltumoren bis hin zu Metastasen von Tumoren anderen Ursprungs {1-5}. Wegen der sich überschneidenden morphologischen Kriterien sind eine genaue Anamnese und Lokalisation sowie ein Makrofoto der Hautläsion hilfreich. Die histologische Diagnose lautete “keratinisierendes Plattenepithelkarzinom” (Abb. 5). Die keratinisierten Zellen waren zytologisch nicht nachweisbar. Allerdings sprechen die variable Kerngröße und das relativ breite Zytoplasma gegen ein BCC.

Histologisches Präparat des Tumors, HE, orig., Obj. 200x

Das Autorenteam

Tanja Aeppel
Zytologisches Labor/Ahrensburg-Deutschland
tanja.aeppel@outlook.de

Prof. emer. Dr. med. Peter Dalquen
Institut für Pathology, Universitätsspital Basel, Schweiz
pdalquen@sunrise.ch

Dr. med. Peter Fritz
Institut für Pathologie, Robert Bosch Hospital, Stuttgart, Deutschland peter.fritz2323@gmail.com

Dr. med. Andrea Hinsch
Institut für Pathologie, UKE Hamburg
a.hinsch@uke.de

PD Dr. med. Andreas Luebke
Institut für Pathologie, UKE Hamburg
luebke@uke.de

Dr. med Rokai Raoufi
Institut für Pathologie Kaufbeuren/ Ravensburg
dr.rokai@gmail.com

Dr. med Atic Sediqi
Abu Ali Ibn Sina Hospital, Mazar-e-Sharif/ Afghanistan
atiq.sediqi@outlook.com

Dr. med. Gerhard Stauch
Aurich Deutschland, gGmbH iPath-Network
gerhardstauch@web.de